Dieser Ansatz übernimmt die Kernelemente aus dem in den Vereinigten Staaten entwickelte „Anti-Bias-Approach“ Modell und benennt vier Handlungsebenen:
1. Sensibilität bezüglich eigener Vorurteile und negativer Diskriminierung
Menschen haben vorgefertigte Meinungen und Vorurteile. In der interkulturellen Pädagogik ist es wichtig, sich seiner eigenen tief verankerten Bilder, Vorurteile, Einstellungen bewusst zu werden, sie zu hinterfragen und durch neues Wissen und konkrete Erfahrungen aufzubrechen.
2. Flexibeler Umgang mit verschiedenen Sprachregistern
Wir passen unsere Sprache unserem Gegenüber und der Situation an: mit einem Kind sprechen wir anders, als mit unserem Vorgesetzten. In manchen Sprachen kommt man schneller zum Du als in anderen, bzw. gibt es nur eine Anrede (in Englisch "you"). Die verschiedenen Sprachregister, also die Anpassung des Sprachstils an die Situationen wahrnehmen und sich zwischen unterschiedlichen sprachlichen Konventionen flexibel zu bewegen, ist eine Fähigkeit die man mit dem Spracherwerb lernt. In den verschiedenen Kulturen variieren die Sprachstile. Interkulturelle Kompetenz bedeutet daher auch, auf den Sprachstil des Gegenüber sensibel zu reagieren und mit dem eventuell befremdlichen Sprachstil des anderen umgehen zu können.
3. Neugierde und Offenheit für andere Sprachen
Sprache erleben ist eine interkulturelle Erfahrung. Eine positive Haltung gegenüber anderen Sprachen erleichtert das Zusammenleben und das Fremdsprachenlernen (Neugier und Interesse zeigen, sich Wörter übersetzen lassen, die Sprache des Anderen im Alltag zulassen).
4. Fremdheitskompetenz
Die eigene Sichtweise als eine Perspektive unter anderen ansehen und die Grenzen der eigenen Deutungen wahrnehmen. Der Pädagoge muss nicht immer alles verstehen und wissen. Er sollte vielmehr Prozesse begleiten und somit eine konstruktive Lernumgebung schaffen. Die Klasse oder das Lehrerkollegium kann gemeinsam nach neuen angepassten Wegen suchen oder Entscheidungen treffen.
Quelle:
Kieferle, C. (2012). Theoriebaustein Basiswissen: Deutsch als Zweitsprache in Grundschule und Kindergarten. München: Goethe-Institut.