DaZ und DaF

Der Begriff Zweitsprache kann missverständlich als die Sprache angesehen werden, die – in der zeitlichen Reihenfolge – als zweite gelernt oder erworben wird. Das mag für manche Fälle zutreffen, ist aber für die wissenschaftliche Begriffsbestimmung nicht relevant. In der Spracherwerbsforschung sowie in der Sprachlehrforschung und der Fremdsprachendidaktik wird, abgesehen vom Erstspracherwerb, meist zwischen der Aneignung einer Fremdsprache und der Aneignung einer Zweitsprache unterschieden. Als ein wesentliches Unterscheidungskriterium wird in der Regel der (weitere) Erwerbskontext angeführt, so Henrici/Vollmer (2001): „Von Zweitsprache und Zweitsprachenerwerb spricht man, wenn der Erwerb innerhalb der Zielkultur stattfindet, von Fremdsprache und Fremdsprachenerwerb, wenn der Erwerb im Kontext der Ausgangskultur geschieht.“


 

Wenn also Schülerinnen und Schüler an einer Schule in Paris Deutsch lernen, so lernen sie es nach der o.g. Definition als Fremdsprache. Lernen Schülerinnen und Schüler hingegen Deutsch in Deutschland, so lernen sie Deutsch als Zweitsprache.

 

Für Schülerinnen und Schüler mit Migrationshintergrund ist das Deutsche Zweitsprache: Die Sprache wird im Zielland angeeignet und sie ist im Alltag unmittelbar kommunikativ relevant. Der Stellenwert der Sprache ist allerdings ungleich höher als für manche anderen Gruppen von Zuwanderern: Von ihrer Sprachkompetenz hängt ihre Schulkarriere, ihr Schulerfolg – und damit letztlich ihr weiteres Leben ab.

 

Quelle: Kniffka, G. & Siebert-Ott, G. (2009). Deutsch als Zweitsprache. Lehren und lernen. Paderborn: Verlag Ferdinand Schoningh.